12. Dezember 2022

OECD-Bericht zeigt: Besonders viele internationale MINT-Studierende an deutschen Hochschulen

Anfang Oktober wurde der jährliche OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ veröffentlicht. Auf der Basis zentraler Kennzahlen beschreibt dieser Report die Entwicklung wesentlicher Aspekte des Bildungssystems in den einzelnen OECD-Ländern. Neben den Zugangswegen zur Bildung, der Bildungsbeteiligung, den Erträgen von Bildung und den Bildungsinvestitionen wird dabei auch auf die Entwicklung der internationalen Mobilität von Studierenden eingegangen. Dazu gehören auch Daten zum Anteil der einzelnen Fächergruppen bei internationalen Studierenden. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den MINT-Studiengängen, zu denen die Bereiche Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik und Technik zählen. Aus Sicht aller OECD-Länder kommt den MINT-Fächern große Bedeutung bei der Ausbildung akademischer Fachkräfte für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung zu.

Die neuen Daten von „Bildung auf einen Blick“ zeigen, dass die MINT-Studiengänge auch für die internationalen Mobilität der Studierenden eine große Rolle spielen. Im Jahr 2020 haben sich im Durchschnitt der OECD-Länder 31% der internationalen Studierenden für ein Studium in einem der MINT-Bereiche entschieden. Unter den inländischen Studierenden lag dieser Anteil bei 23%. In der Fächergruppe Pädagogik studierten dagegen nur 3% der international mobilen Studierenden im Vergleich zu 7% der inländischen Studierenden, und für den Bereich Gesundheit und Sozialwesen lag dieses Verhältnis bei 10% zu 14%. Offensichtlich sind aus Sicht international mobiler Studierende gerade die MINT-Fächer besonders attraktiv für ein Auslandsstudium. Dies bedeutet aber auch, dass zumindest ein Teil der OECD-Länder lukrative MINT-Studienangebote für internationale Studierende bereithält.

Der Anteil internationaler Studierender im MINT-Studium differiert zwischen den verschiedenen Ländern beträchtlich. Einen besonders hohen Anteil weisen Deutschland (50%), Schweden (46%), Finnland (43%), Kanada (41%) sowie die Schweiz (40%) auf. In allen diesen Ländern übersteigt der Anteil der internationalen Studierenden in MINT-Studiengängen den der inländischen Studierenden deutlich um 10 bis 19%punkte. Unterdurchschnittliche Werte verzeichnen demgegenüber z. B. Südkorea (16%), die Slowakei (18%), Polen (19%), Belgien und Spanien (jeweils 20%). In diesen Ländern liegt der Anteil der inländischen Studierenden im MINT-Studium über dem der internationalen Studierenden. Nur in Belgien gibt es keinen wesentlichen Unterschied. Bei den wichtigen Gastländern Frankreich und Australien beträgt der MINT-Anteil 35 bzw. 30%, im Vereinigten Königreich lediglich 29%.

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Die Attraktivität eines MINT-Studiums an deutschen Hochschulen für international mobile Studierende zeigt sich auch in einer dynamischen Entwicklung. Während sich im Durchschnitt der OECD der Prozentwert internationaler Studierender in MINT-Studiengängen zwischen 2015 und 2020 nur von 29% auf 31% vergrößerte, stieg dieser Anteil in Deutschland von 44% auf 50%. Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt dieser Wert im Wintersemester 2021/22 inzwischen sogar bei 53%.

Welche MINT-Studienbereiche sind bei internationalen Studierenden an deutschen Hochschulen besonders beliebt? Diese Frage lässt sich mit Hilfe der Daten des Statistischen Bundesamts beantworten. Den ersten Platz belegt die Informatik: Mehr als jeder zehnter internationale Studierende (11%) hatte sich im Wintersemester 2020/21 in einem Informatikstudiengang eingeschrieben. Ebenfalls sehr begehrt sind Maschinenbau (9%) und Elektrotechnik (8%). Nur der Studienbereich Wirtschafts­wissen­schaften erreicht unter den internationalen Studierenden mit 14% einen noch höheren Anteil. Im Vergleich dazu fallen die Anteile der inländischen Studierenden in mathe­ma­tisch-naturwissen­schaft­lichen Studienbereichen zum Teil deutlich geringer aus. So haben sich in Informatik nur 8% der inländischen Studierenden eingeschrieben, in Maschinenbau nur 5% und in Elektrotechnik nur 2%. Während zu den fünf wichtigsten Studienbereichen für internationale Studierende vier ingenieurwissenschaftliche zählen, sind es bei den inländischen Studierenden mit Informatik und Maschinenbau nur zwei ingenieurwissenschaftliche Studienbereiche.

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Das Interesse international mobiler Studierender an einem mathematisch-naturwissenschaftlichen sowie ingenieurwissenschaftlichen Studium in Deutschland resultiert einerseits aus dem guten Ruf der deutschen Hochschulen und der deutschen Forschung in diesen Bereichen. Andererseits dürfte dafür aber auch die starke Nachfrage nach akademisch ausgebildeten Fachkräften gerade in MINT-Disziplinen für den Wirtschaftsstandort Deutschland und den damit verbundenen Jobaussichten nach dem Studium eine große Rolle spielen.

Quelle: DZHW

Autor: Dr. Ulrich Heublein, DZHW

Ulrich Heublein ist seit 1991 am DZHW tätig und Projektleiter in der Abteilung "Bildungsverläufe und Beschäftigung". Seine Forschungsinteressen gelten den Bedingungen erfolgreichen Studierens, den Ursachen des Studienabbruchs sowie der Internationalisierung von Studium und Forschung. Er hat Germanistik und Publizistik an der Universität Leipzig studiert und 1986 in Germanistik promoviert.

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